Soziales Miteinander ist das beste Rezept
Waldorfschulen, die das Fach Hauswirtschaft anbieten, sind noch immer in der Unterzahl, das Angebot unserer Schule ist also etwas Besonderes. Bereits bei der Planung der Schule wurde von den Gründungsmitgliedern an die Einrichtung einer Lehrküche gedacht. Früher gab es das Fach Hauswirtschaft nur für die Schüler der Mittleren Reife in den Klassen 11 und 12. Es war eines der Fächer, in denen die mündliche Prüfung absolviert werden konnte. Das ist im Zusammenhang mit der staatlichen, fächerübergreifenden Kompetenzprüfung noch immer möglich.
Der Unterricht besteht aus einem praktischen Teil, der Nahrungszubereitung, mit dem Ziel, selbstständig nach Rezepten zu arbeiten. Weitere Inhalte sind Ernährungslehre, auch mit dem Blick über den eigenen Tellerrand hinaus, Säuglings- und Kinderpflege, häusliche Krankenpflege, Wäschepflege, Hausreinigung, Haushaltsplanung usw. Bei kleineren Mittlere-Reife-Klassen findet der Hauswirtschaftsunterricht nur in Klasse 12 statt.
Aus den Erfahrungen und Beobachtungen des Unterrichts in den oberen Klassen und durch die Zeichen der Zeit erwuchs die Idee, zumindest mit dem Kochen schon viel früher, in der 6. und 7. Klasse, mit allen Schülern einer Klasse zu beginnen. Dazu wurden die Handarbeitsstunden um ein Drittel gekürzt, sodass eine Hauswirtschaftsepoche mit 10-12 Kochtagen pro Schuljahr eingerichtet werden konnte.
Die Kinder lernen einfache Arbeitstechniken, Fachbegriffe und den Umgang mit leichten Rezepten kennen. Zu Beginn des Unterrichts werden die Gerichte und der Ablauf der Zubereitung besprochen. Danach folgt die praktische Umsetzung. Das bedeutet für die Schüler: zuhören, eine Vorstellung entwickeln, sich etwas merken, den eigenen Überblick über Zutaten und Arbeitsschritte verschaffen, Ausdauer üben und direktes Erleben am Material. 4-5 Schüler arbeiten in einer Küche, erstellen komplette Mahlzeiten und backen in der Regel auch noch etwas dazu. Nach dem gemeinsamen Essen folgen noch die Spül-, Reinigungs- und Aufräumarbeiten.
Natürlich ergeben sich aus diesen Kochtagen noch keine umfangreichen Fähigkeiten und kein großes Wissen, aber es kann ein Grundstock, ein Same gelegt werden, der es den Schülern ermöglicht, sich leichter und selbstständig in der Küche zu orientieren, verschiedenes auszuprobieren und zu üben. Der Hauswirtschaftssunterricht vermittelt Alltagsfertigkeiten, die zur Haushaltsführung unerlässlich sind und noch weit darüber hinaus reichen. Dazu zählen soziales Miteinander (kochen für andere, Teamarbeit), Organisationsfähigkeit, anwenden naturwissenschaftlicher Erkenntnisse. Es ist ein Schritt zur Eigenständigkeit und Selbstbestimmung.
Renate Probst