Rückblick und Statement
Vor hundert Jahren gab Rudolf Steiner Anregungen für eine neue Bewegungskunst, die er Eurythmie nannte. Dieses Fach, das war ihm sehr wichtig, wurde als so genanntes „Beseeltes Turnen“ in der ersten Waldorfschule als obligatorisches Fach in den Stundenplan aufgenommen. Wenn man sich die Schullandschaft in der damaligen Zeit anschaut, war das revolutionär. Die Eurythmie als Möglichkeit über die Bewegung, gemäß den verschiedenen Altersstufen, qualitative und kognitive Fähigkeiten zu schulen und auszubilden, war neu.
Heute, im 21. Jahrhundert, hat sich viel verändert. Wir leben in einer viel komplexeren Welt und die Kinder bringen andere Voraussetzungen mit, geprägt durch die Umgebung, in der sie aufwachsen. Das spannende ist, dass inzwischen weltweit mit Kindern getanzt wird, weil bekannt ist, nicht zuletzt über die Gehirnforschung und Neurologie, dass Kinder und Jugendliche über den Tanz zu sich und ihrer Umwelt eine ganz neue Beziehung eingehen können und so, auch in ihrer Persönlichkeit, gestärkt werden.
Seit über vierzig Jahren unterrichte ich nun in allen Altersstufen und Berufsgruppen. U.a. über drei Jahrzehnte an dieser Schule, auf die ich sehr gerne zurückblicke, da es die Kinder und Jugendlichen waren und sind, die mich gefordert haben und jeden Tag von Neuem fordern, liebevoll-schonungslos.
Nun gilt es, diesen heranwachsenden Menschen gerecht zu werden, d.h. sie so an eine geführte und durchlebte Bewegung heran zu führen, dass sie sich zum einen selbst spüren, zum andern im sozialen Verhältnis zu ihrer Umwelt sich neu entdecken können. Die Kinder bringen eine enorme Kraft mit, auf der Suche nach ihrem Leben, auf der Suche nach sich selbst. Sie wollen aber auch wissen, was für ein Mensch vor ihnen steht. Wenn sie Vertrauen gefasst haben, sind sie ohne Ausnahme begeisterungsfähig und immer bereit mitzuüben, die eigenen Grenzen und Eigenheiten zu überwinden und Neues zu entdecken.
Diemut Huizinga