Eltern-Engagement

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Was müssen Eltern in der Waldorfschule „leisten“?
Persönliches Engagement ist unbezahlbar

Immer  wieder  begegnet  uns  die  Frage,  was  wir  als Waldorfschule von den Eltern erwarten und ob dies im Einzelnen überhaupt zu leisten sei. Dazu kann zunächst generell gesagt werden, dass sich jeder nach seinen  Möglichkeiten  und  Kräften  einbringen  sollte,  dass wir also kein „Pflichtprogramm“ vorgeben, das penibel  abgearbeitet  werden  muss.  Allerdings  sind wir  schon darauf  angewiesen,  dass  sich  die  Eltern aktiv am Schulgeschehen beteiligen und auch einen finanziellen Beitrag leisten.

An  erster  Stelle  steht  dabei  das  Bemühen  um  das einzelne Kind. Ein Schulbesuch in unserer Schule ist dann besonders erfolgreich, wenn sich auch die Eltern in das Schulleben integrieren und Interesse an der  Waldorfpädagogik  zeigen.  Konkrete  Kenntnisse werden dabei aber nicht vorausgesetzt. Sehr hilfreich in  diesem  Zusammenhang  ist  der  regelmäßige  Besuch der Elternabende, denn dort erfährt man nicht nur, wo die Klasse gerade steht und was gerade gearbeitet  wird,  dort  werden  auch  die  pädagogischen Grundlagen  erläutert,  aus  denen  heraus  wir  unterrichten. Zudem bietet sich dort die Gelegenheit, mit den  Lehrern  in  Kontakt  zu  treten  und  seine  Fragen zu artikulieren.

Durch  die  Elternabende  bildet  sich  eine  starke  Verbundenheit  unter  den  Eltern  heraus,  die  noch  dadurch  gefördert  wird,  dass  die  Schüler  und  damit auch  die  Eltern  während  ihrer  gesamten  Schulzeit zusammen bleiben. So ist es den Eltern auch leichter möglich,  sich  bei  den  unterschiedlichsten  Klassenaktivitäten  zu  engagieren.  Darüber  hinaus  gibt  es immer  die  Möglichkeit,  sich  an  klassenübergreifenden Gremien zu beteiligen, sei es bei der Organisation der Schulfeste, sei es im Elternbeitragsgremium oder im Vorstand.

Neben  den  vielfältigen  pädagogischen  und  organisatorischen  Bereichen,  in  denen  Elternmitwirkung erwünscht ist, tragen die Eltern auch Verantwortung für die Finanzen der Schule, zum einen als Mitglieder des Schulvereines, zum anderen aber vor allem dadurch, dass sie ein angemessenes Schulgeld entrichten. Hier gilt aber der eherne Grundsatz, dass keinem Kind der Eintritt in die Schule verwehrt wird, weil die Eltern  nur  geringe  finanzielle  Mittel  zur  Verfügung haben. Jedes unserer angehenden Schulkinder wird individuell angeschaut und von der Lehrerschaft aufgenommen.  Erst  wenn  diese  Aufnahme  verbindlich zugesagt  ist,  wird  an  unserer  Schule  der  Elternbeitrag  festgelegt  (andere  Waldorfschulen  kennen  andere  Verfahren).  Dies geschieht  in  einem  Gespräch mit einem Mitglied des von Eltern gebildeten Elternbeitragsgremiums. In diesem Gespräch wird besprochen, welche finanziellen Bedürfnisse die Schule hat und welche  Möglichkeiten  die  neuen  Eltern  für  sich sehen. Auf diese Weise kommt ein Schulbeitrag zustande,  der  die  individuelle  Leistungsfähigkeit  der einzelnen  Familie  widerspiegelt  und er  gilt,  unabhängig  davon,  wie  viele  Kinder  der  Familie  unsere Schule besuchen.

Neben den Elternbeiträgen finanziert sich die Schule  durch  staatliche  Zuschüsse.  Diese  machen  den Löwenanteil  der  zur  Verfügung  stehenden  Geldmittel  aus.  Die  Waldorfschulen  bekommen  zurzeit  pro Schüler und Jahr zwischen € 2.650,- (Grundschüler) und € 4.350,- (Abiturient). Insgesamt hat die Schule in einem normalen Schuljahr ohne große Instandhaltungsmaßnahmen  (hier:  2009/2010)  Einnahmen und  Ausgaben  von  je  rund  drei  Millionen  Euro.  Bei den  Einnahmen  entfallen  ca.  65  %  auf  die  staatlichen  Zuschüsse,  25  %  auf  die  Elternbeiträge  und 10  %  sind  sonstige  Erträge.  75  %  der  Ausgaben werden  für  die  Gehälter  der  Mitarbeiter  aufgewendet,  für  die  Gebäudeinstandhaltung  werden  10  % gebraucht,  die  restlichen  15  %  entfallen  auf  Sachkosten  wie  Unterrichtsmaterialien,  Versicherungen, Energiekosten usw.

Man  sieht  also,  dass  die  Eltern  auch  in  finanzieller Hinsicht für das Gelingen des Unternehmens Schule entscheidend  beitragen.  Nicht  vergessen  darf  man in diesem Zusammenhang aber auch die Lehrer, die die  Schule  nicht  zuletzt  durch  großen  Einsatz  bei vergleichsweise sehr niedrigen Gehältern tragen. Eltern und Lehrer werden erst dann entlastet werden können,  wenn  die  Landesregierung  das  von  allen Parteien gegebene Versprechen einlöst und die Zuschüsse auf 80 % der Kosten eines Schülers in einer staatlichen Schule anhebt.