Die Pflege der Erde
Mit dem 12. Lebensjahr (6. Klasse) entwickeln die Kinder das kausale Denken. Dies fällt mit den ersten naturwissenschaftlichen Epochen zusammen. Die Kinder und Jugendlichen üben den Umgang mit Erde und Pflanzen regelmäßig im Jahreslauf. Sie lernen die Bedingungen, welche die Pflanzen brauchen, praktisch tätig intensiv kennen. Sie erleben, was sie dazu beitragen müssen, damit es gelingt und was geschieht, wenn sie dies unterlassen. Dadurch erhalten sie eine Empfindungsgrundlage, auf der sie später verstehend aufbauen können und damit urteilsfähig in Bezug auf Lebenszusammenhänge werden. Sie erleben an sich selber, welche Bedeutung die praktische Arbeit hat. Dadurch können sie für soziale und wirtschaftliche Fragen urteilsfähig werden.
Selbstverständlich kann mit Kindern schon vorher eher spielerisch gegärtnert werden. Jetzt kommt es aber darauf an, dass sie das fach- und sachgerechte Tun erlernen. Gartenbau soll für die Kinder eine ernste und verantwortliche Aufgabe des die Erde pflegenden Menschen sein. Der spielerische Umgang mit der Natur hat vorher seinen berechtigten Platz, z. B. in der Ackerbauepoche der 3. Klasse. Praktisch lernen die Kinder in der 6. Klasse die gärtnerischen Grundbegriffe wie Bodenbearbeitung und -pfl ege, Säen, Pflanzen, Pflegen, Ernte und Verarbeiten.
Gefördert und geübt werden Qualitäten wie:
• Verantwortung
• Ernsthaftigkeit
• Ausdauer
• Durchhaltewillen
• Können
• körperliche sowie geistige Herausforderungen annehmen
• Pflichtbewusstsein
• Zuverlässigkeit
• Überwindung
Klimatische, geologische und geomorphologische Gegebenheiten prägen und individualisieren den Gartenbauunterricht an den Waldorfschulen. Deshalb steht neben der Gartenarbeit für die 6. Klasse, die ihre Beete ein Jahr lang versorgt, die Pflege der Streuobstwiese für die 7. und 8. Klasse an. Bei Aufgaben wie z. B. dem Herstellen von Apfelsaft und Walnussöl oder dem Sammeln von Kräutern für das Kräutersalz wird die Bedeutung der praktischen Arbeit erlebt.
Auch die anstrengende Pfl ege der Obstbäume im Steilhang muss im Winter getan werden, wenn im darauf folgenden Herbst geerntet werden soll. Auf dem Gelände findet zum großen Teil auch die Gehölz- und Pflanzenbestimmung einiger heimischer Gewächse statt. Dort lernen die Schüler die Pflanzen fachgerecht zu nutzen.
In der 9. Klasse findet der Unterricht in Epochen statt. Es werden Körbe geflochten und es wird auf das Landwirtschaftspraktikum vorbereitet, dies ist zugleich auch der Abschluss des Gartenbauunterrichtes.
Daniel Grass